rhw-management-hauswirtschaft-3-2024

Himmlisch lecker

Dass Engel und Himmel sich gefunden haben, mag ein Zufall sein. Das Restaurant „Kreuzberger Himmel“ im gleichnamigen Berliner Stadtteil wird seit 2018 vom Verein „Be an Angel“ betrieben. Zufall ist nicht, dass das ursprüngliche Restaurantkonzept seinen Fokus auf sozialen Aspekten hatte und nun von „Be an Angel“ wiederbelebt wurde.

Der „Kreuzberger Himmel“ wurde im Oktober 2012 eröffnet. Träger war damals der gleichnamige Verein mit etwa 50 Mitgliedern, überwiegend aus der katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius. Ulrich Kotzur, der zu dieser Zeit der Pfarrer dieser Gemeinde war, erinnert sich an die Anfänge im Jahr 2004: „Wir wollten die Gemeinde zum Kiez hin öffnen. Und wie öffnet man sie? Mit Gastlichkeit. Dieser Gedanke kam mir, ehrlich gesagt, beim Gebet“, sagt er schmunzelnd. „Einladen, hier zu verweilen, Zeit miteinander zu verbringen – auch ohne ‚bepredigt‘ zu werden. Der Gedanke hat mich fasziniert, auch der Gemeinderat war begeistert und so gründeten wir einen Aktionskreis.“

20 Mitarbeiter*innen aus zehn Nationen
Anfangs wurde das Restaurants überwiegend mit Ehrenamtlichen betrieben, der große Erfolg verlangte nach umfangreichen Veränderungen. So wurde der Kreuzberger Himmel vorübergehend von einem professionellen Dienstleister betrieben. Die Kirchgemeinde besann sich auf die sozialen Aspekte und nach einer Ausschreibung (Pitch) erhielt der Verein „Be an Angel“ den Zuschlag für den Betrieb.
Andreas Tölke, Vorstand von Be an Angel, sagt: „Seit Januar 2018 betreiben wir den Kreuzberger Himmel. Wir: das sind dort vor Ort sechs Auszubildende und sechs Festangestellte, außerdem Minijobber und Studenten, insgesamt ein Team von 20 Mitarbeiter*innen aus zehn Nationen.“ Der Verein möchte Geflüchtete in Arbeit und Lebenswelten integrieren und verfügt inzwischen über ein umfangreiches Netzwerk an Unterstützern.

Syrische Heimatküche
Die Speisen im Kreuzberger Himmel sind syrisch geprägt. Neben Humus und Baba Ganoush gibt es auch besondere Kreationen wie „Fatter“ (Lamm, leicht scharf, mit Zitrone, Champignons, Zwiebel in leichter Sauce, mit Bulgur), „Faroug“ (Huhn mit Zitrone und Orangen in leichter Sauce, mit Bulgur), „Daggag b Frike“, Hähnchensteak, gefüllt mit Frike – grün geernteter, dann gerösteter Weizen –, dazu Kartoffeln und Champignons.
Generell wird saisonal gekocht und die Karte ändert sich im Halbjahrestakt. Die Auswahl neuer Gerichte, auch für Gerichte der Saison, wird „basisdemokratisch“ entschieden. Andreas Tölke sagt: „Ja, das ist schon eine Art Wettstreit, jeder kocht etwas, dass er gern präsentieren möchte, und wir alle testen es dann und diskutieren darüber.“ Dass bei einem Team aus zehn Nationen unterschiedlichste Gerichte zusammenkommen, ist selbstverständlich.
Für die Auszubildenden ist der Platz im Kreuzberger Himmel oftmals der erste Berührungspunkt mit dem Arbeitsleben in Deutschland. Andreas Tölke sagt: „Am Anfang sind die Leute wirklich durchgerüttelt – von der Kriegserfahrung, der Flucht – plus den überbordenden Behördennachfragen in Deutschland. Aber wir machen sie fit, so dass sie in einem deutschen Betrieb funktionieren. Das heißt, wir erklären ihnen, wie die Arbeitsabläufe sind, was Pünktlichkeit ist und was Hygiene bedeutet. Und wenn das alles wie geplant läuft, vermitteln wir die Auszubildenden aus dem laufenden Ausbildungsverhältnis an andere Betriebe. So haben wir hier dann wieder für einen weiteren Notfall einen Platz zur Verfügung.“ Integration und Austausch funktioniere durch Alltag und immer wieder Alltag, ist sich Andreas Tölke sicher.

Autorin: Heike Sievers

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