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Ausgezeichnetes Konzept mit einer Tasse Kaffee

Die Ostalb-Werkstätten haben vor 13 Jahren das erste Samocca-Café in Aalen eröffnet. Dort gibt es nicht nur preisgekrönten, selbst gerösteten Kaffee. Vielmehr hat das Café Menschen mit Handicap ein ganz neues Beschäftigungsfeld eröffnet. Das gesamte Konzept ist so erfolgreich, dass es mittlerweile 17 Franchise-Filialen von anderen Einrichtungen der Behindertenhilfe gibt.

Liebevoll geführte Cafés mit einer guten Auswahl an Kaffee und noch besseren Maschinen für die Zubereitung liegen im Trend und sind keine Seltenheit. Doch das Samocca in Aalen sticht trotzdem hervor. Für Kaffeefreunde ist der Besuch dieses Cafés ein Erlebnis für alle Sinne. Beim Eintreten fällt der Blick auf das Regal mit seinen unzähligen Schütten, in denen die verschiedenen Kaffeesorten aufbewahrt werden. Wenn der Röster in der Ecke läuft, dann sind die rotierenden Bohnen in der Trommel zu hören, und kurz darauf das laute Prasseln, mit denen diese zum Abkühlen in die große Pfanne fallen.
Währenddessen breitet sich der unverkennbare und intensive Duft von frisch geröstetem Kaffee aus, nicht nur im Café, sondern im ganzen Straßenzug. Und dann darf natürlich das Schmecken nicht fehlen. Vor dem ersten Schluck steht allerdings die Qual der Wahl: Soll es die Hausmischung Limes oder Maestro sein? Fairer Kaffee aus Peru, Honduras oder Sumatra? Oder doch der Gourmetkaffee aus Ruanda, mit dem ein Frauenprojekt unterstützt wird?

Wenn man sich dann endlich entschieden hat, wird kurz darauf der frisch gemahlene und aufgebrühte Kaffee gebracht – manchmal von der Mitarbeiterin Silvia Pfeil. Sie ist bereits von Anfang an dabei – und eines der besten Beispiele dafür, warum das Samocca nicht nur aufgrund seines exzellenten Kaffees etwas ganz Besonderes ist. „Die Arbeit macht mir immer noch Spaß“, sagt die Mitarbeiterin, die vielleicht ein Handicap mitbringt, aber trotzdem eine echte Kaffeeexpertin ist.
„Silvia Pfeil ist ein klassischer Fall. Sie hat davor im Verpackungsbereich gearbeitet und war dort nicht einer der Leistungsträger. Aber hier im Café haben wir Stärken von ihr neu entdeckt“, erzählt Projektmanagerin Sabine Eberhard. Und inzwischen ist Silvia Pfeil so erfahren, dass sie sogar die Kaffeeberatung übernimmt. „Mancher Kunde schaut sich vielleicht erst einmal etwas hilflos nach einem unserer hauptamtlichen Mitarbeiter um. Aber er merkt schnell, dass das auch die Silvia kann“, so Eberhard weiter.

Die ersten Gehversuche im Bereich der Dienstleistung

Als das Samocca vor 13 Jahren eröffnet wurde, war das der Versuch, für Menschen mit Behinderung ein neues Beschäftigungsfeld zu eröffnen. Ein Mitarbeiter der Samariterstiftung hatte in Berlin ein Café mit selbst geröstetem Kaffee entdeckt und diese Idee nach Aalen mitgebracht. Davor hatte es bei den Ostalbwerkstätten der Samariterstiftung die üblichen Arbeitsfelder für Menschen mit Behinderung gegeben: in der Metall- und Holzverarbeitung oder in der Verpackung.

„Im Bereich der Dienstleistung wurden damals die ersten Gehversuche gemacht“, berichtet Eberhard. Warum es die Ostalbwerkstätten mit einem Café samt eigener Rösterei versuchten, hatte mehrere Gründe. Zum einen gab es ein solches Angebot in Aalen nicht – ein Alleinstellungsmerkmal war also garantiert. Und zum anderen war durch die Kombination garantiert, dass die Mitarbeiter immer etwas zu tun haben – wenn das Wetter schlecht ist und weniger Besucher kommen, dann wird eben Kaffee verpackt.

Das Projekt wurde intensiv und professionell vorbereitet. So gab es von Anfang an eine Corporate Identity und ein Corporate Design. Auf die Innenarchitektur des Cafés wurde großen Wert gelegt. Dieses ist in einem ehemaligen Handwerksbetrieb untergebracht – und das wurde beim Einrichten auch nicht versteckt: Stahlträger sind zu sehen, Leitungen liegen auf dem Putz und spezielle Lampen wurden eingebaut. „Das passt einfach, weil eine Kaffeerösterei auch viel mit Handwerk zu tun hat“, erzählt Eberhard.

Isabelle Butschek

Mehr zum Thema lesen Sie in rhw management 12/2016

www.samocca.de

Foto: Samocca

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