rhw-management-hauswirtschaft-3-2024

„Sie dürfen Schulessen nie als gesund verkaufen!“

„Gesund dürfen Sie das Mittagessen in Schulen auf gar keinen Fall nennen“, sagt die Diplom-Ökotrophologin Dr. Barbara Erber, die in den letzten sechs Jahren eine ganze Reihe von Schulen in Oberbayern als Schulverpflegungs-Coach im Auftrag der Vernetzungsstelle Schulverpflegung betreut hat. Seit Anfang dieses Jahres ist Dr. Erber an der Vernetzungsstelle Oberbayern Ost beschäftigt. Im Interview mit rhw praxis berichtet sie von ihren Erfahrungen mit einem höchst interessanten Bereich der Gemeinschaftsverpflegung.

Mit welchem Problem hat die Schulverpflegung am häufigsten zu kämpfen?
Ein zentraler Punkt ist die Akzeptanz. Gerade ältere Schüler gehen lieber zur Dönerbude gegenüber oder lassen sich sogar die Pizza direkt in die Schule liefern. Bei der Schulverpflegung ist ganz wichtig: Sie muss schmecken, gut aussehen und appetitlich riechen. Aber auch die Ausgabesituation spielt eine große Rolle.
Ich habe von Fünftklässlern gehört: „Da gehe ich nicht hin, der Mann an der Ausgabetheke guckt immer so böse.“ Deshalb vermitteln die Vernetzungsstellen Schulverpflegung in Bayern auch Schulungen für das Ausgabepersonal …

Auch das Ambiente in den Mensen wird von Schülern oft kritisiert.
Das stimmt. Oft wird irgendein Raum verwendet, der eigentlich gar nicht als Mensa gedacht war. Da sieht es dann steril oder ungemütlich aus, die Tische stehen in langen Reihen, es ist laut, die Stühle kratzen über den Boden, die Teller klappern. Das ist natürlich nicht optimal. Aber es lässt sich mit Kleinigkeiten oft schon viel verändern. Zum Beispiel kann ich durch Filzgleiter an den Stühlen schon sehr viel Lärm reduzieren. Oft werden auch Pflanzen aufgestellt, aber um die muss sich dann auch jemand kümmern. Denn keine Pflanzen sind immer noch besser als vertrocknete Pflanzen!

Schön ist, wenn sich eine Projektgruppe aus Schülern bildet, zum Beispiel im Kunstunterricht, die sich um die Verschönerung der Mensa kümmert. Da gibt es beispielsweise Schallschutzwände, die Schüler bemalen können. Die reduzieren den Lärm und sehen zudem gut aus. Viele Diskussionen gibt es derzeit darüber, ob die Mensa zentral in der Schule oder in einem Gebäudeteil weiter weg angesiedelt sein sollte.

Wie ist Ihre Meinung dazu?
Natürlich ist die Vorstellung von einem abgelegenen, ruhigen Raum zum Essen und Erholen reizvoll. Meine Empfehlung bei der Planung neuer Mensen ist jedoch eine zentrale Lage. Wenn die Schüler über einen langen Gang zu einem anderen Gebäude gehen müssen, kommen sie eher in Versuchung, das Schulgelände ganz zu verlassen und beispielsweise zum Kiosk gegenüber zu gehen. Und schließlich sollte die Mensa auch nicht ausschließlich zum Mittagessen genutzt werden und sonst die ganze Zeit leer stehen.

Es gibt heute immer mehr Kinder, die dort frühstücken. Gerade in sozial schwachen Gebieten kommen viele Kinder morgens oft hungrig in die Schule, und es gibt mittlerweile Projekte, die ein kostenloses Frühstück anbieten. Schön ist es auch, wenn die Kinder ihre Zwischenverpflegung in der Mensa kaufen können. Dann lohnt es sich, sie fast durchgehend geöffnet zu haben. Wichtig ist überdies, dass eine engagierte Person vor Ort ist, die vielleicht den Salat macht, mal die Pizzen frisch belegt oder einfach bei der Ausgabe mit den Schülern redet nach dem Motto „Na, wie viel Hunger hast du denn heute?“

Interview: Alexandra Höß

Das komplette Interview lesen Sie in der rhw praxis-Ausgabe 3/2016

Foto: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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