rhw-management-hauswirtschaft-3-2024

Auffüllen, bitte!

Am nachhaltigsten ist Reinigung wohl, wenn Schmutz gar nicht erst entsteht. Jährlich werden in Deutschland zirka 6,4 Milliarden Einwegbecher verbraucht.* Die Münchnerin Julia Post hat sich dieser Vermüllung und Ressourcenverschwendung verschrieben und die Kampagne „Coffee to go again“ ins Leben gerufen.

Wie entstand die Idee für Ihre Coffee to go again-Kampagne?
Ich selbst trinke sehr gerne und oft Kaffee. Selbstverständlich habe ich mir häufig einen Kaffee auf die Hand gekauft – natürlich in einem Wegwerfbecher. Nur irgendwann kam mir der Gedanke: Das ist ganz schön viel Müll, den jede Einzelperson bereits durch den Kauf eines solchen Heißgetränks produziert.
Daraufhin habe ich beschlossen, dass ich ab sofort meinen eigenen Mehrwegbecher mitnehme und mir den Kaffee direkt in diesen Becher einschenken lasse. Dabei blieb es allerdings nicht, denn ich habe mich gefragt, was wäre, wenn alle auf einen to-go-Becher verzichten würden. Ein Stück weit würden wir dann unser Müllproblem in den Griff bekommen. Aus dieser Idee entstand „Coffee to go again“.

Wodurch erkennt man als Verbraucher die an der Kampagne teilnehmenden Cafés, Kioske oder Restaurants
Die Kampagne arbeitet mit dem so genannten „Coffee to go again“-Aufkleber. Interessierte Betriebe können bei mir diesen Aufkleber anfordern und ihn gut sichtbar, beispielsweise an die Tür ihres Cafés, kleben. Außerdem gibt es auf meiner Facebook-Seite eine Google-Karte, auf der ich alle Geschäfte vermerke, die teilnehmen. Das Logo kann natürlich auch als Aufsteller genutzt werden. Das Logo macht den Verbrauchern deutlich, dass die teilnehmenden Betriebe bereit sind, den Kaffee in einen mitgebrachten, sauberen Becher zu füllen.
Manche teilnehmenden Betriebe starten Aktionen, um auf die Kampagne aufmerksam zu machen; zum Beispiel geben sie zehn Prozent Rabatt auf das Heißgetränk, wenn man einen Mehrwegbecher mitbringt. Vielleicht nimmt der eine oder andere aus diesem Grund beim nächsten Mal den Kaffeebecher von zu Hause mit.

Was müssen interessierte Cafés tun, um sich der Initiative anzuschließen?
Alle dürfen sich der Aktion anschließen. Interessierte müssen mir einfach eine E-Mail oder eine Facebook-Nachricht schreiben, und ich schicke den gewünschten Aufkleber dann an die genannte Postadresse. Ganz wichtig ist im Gegenzug ein „Beweisfoto“, welches das jeweilige Geschäft mit dem Aufkleber zeigt; dieses wird dann auf Facebook gepostet. Mir ist es wichtig, dass der Aufkleber nicht in der Schublade verschwindet, sondern auch tatsächlich benutzt wird. Und das erfahre ich durch das Foto.

Kosten die Aufkleber etwas?
Die Aufkleber sind kostenfrei. Mit den Portokosten gehe ich in Vorleistung – daher bitte ich inzwischen die Betriebe, mir die Portokosten zu erstatten. Mit einer größeren Kette, die mit der Kampagne wirbt, habe ich einen Fixpreis vereinbart.

Mittlerweile gibt es in den Stadträten von München, Regensburg und Amberg Anträge, dass die Kampagne gefördert wird. Für mich ist die Aufmerksamkeit der Politik sehr wichtig und entscheidend für das Fortbestehen und die Weiterentwicklung meiner Initiative. Denn wir als Privatpersonen können nur bedingt etwas ausrichten – die Gesetze werden von der Politik gemacht.

Interview: Eva Maria Reichert

www.coffee-to-go-again.de

Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw praxis-Ausgabe 2/2016

Foto: Eva Maria Reichert
* Nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh)

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